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Implikationen für den Sport und das Training
Gerade im Teamsport neigen viele SportlerInnen dazu, trotz Krankheit an Training, Spielen oder Wettkämpfen teilzunehmen. Insbesondere in Zeiten der COVID-19 Pandemie haben wir gelernt ein solches Verhalten zum Schutz der eigenen und der Gesundheit anderer zu vermeiden.
Laut Orchard et al., 2021 sollten bei Krankheit auch TeamsportlerInnen zuhause bleiben. Denn mit diesem Thema befasste sich die australische Forschungsgruppe um John W. Orchard (Orchard et al., 2021) und veröffentlichte den Artikel: ‘Stay Home When Sick‘ Advice: Implications for Sport and Exercise.
Was wissen wir aus bisherigen Studien?
Wer mit einer Atemwegserkrankung zusammen mit anderen SportlerInnen trainiert oder sogar an Spielen oder Wettkämpfen teilnimmt, verbreitet mit erhöhter Wahrscheinlichkeit diese Erkrankung. Dies gilt insbesondere, wenn der Sport in geschlossenen Räumen stattfindet. Zudem wird eine starke körperliche Betätigung bei einer viralen Atemwegserkrankung auch mit dem sogenanntem Übertrainingssyndrom in Verbindung gebracht. Das Übertrainingssymptom äußert sich in chronischer Müdigkeit. In seltenen Fällen kann es beim Trainieren mit einer viralen Atemwegserkrankung auch zu einer Herzmuskelentzündung kommen.
Was wissen wir aus aktuellen COVID-19 Studien?
Unabhängig davon, wie stark ein Land von COVID-19 Infektionen betroffen war, zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Verbreitung von Atemwegsviren und dem Risiko eines kardiovaskulären Todes. Die überwiegende Mehrheit der kardiovaskulären Ereignisse und Todesfälle ist auf eine koronare Herzkrankheit in der Bevölkerung mittleren Alters und älterer Menschen zurückzuführen. Die Fallzahlen aus diesen Bevölkerungsgruppen lassen sich nicht auf junge Erwachsene (die viel Leistungssport treiben) verallgemeinern, bei denen der plötzliche Herztod nach wie vor selten ist. Untersuchungen zeigten zwar, dass es deutlich geringere Raten kardiologischer Komplikationen aufgrund von COVID-19 bei jungen Sportler*innen gab als ursprünglich erwartet. Dennoch besteht ein Risiko des Übertrainings sowie das Risiko bei Erkrankung TeamkollegInnen anzustecken. Wenn trotz Krankheit intensiv trainiert wird, ist zudem ein geringes Risiko einer Herzmuskelentzündung zu beachten.
Was bedeutet das für Großveranstaltungen?
Sportliche Großevents, die draußen stattfinden, stellen für die Übertragung von Viruskrankheiten den Autoren zufolge, ein eher geringes Risiko dar. Jedoch verursachen sie auch Ansammlungen von Menschen in Innenräumen, beispielsweise in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg zur Veranstaltung. Daher sei es wichtig, als TeilnehmerIn eines solchen Events den eigenen Gesundheitszustand kritisch zu bewerten und zu prüfen, ob Symptome vorliegen, die unterhalb des Halses lokalisiert sind (Beschwerden in der Brust). Im Englischen spricht man hier als Merkspruch von der „neck check rule“.
Was bedeutet das für den Teamsport?
TeamsportlerInnen haben eine soziale Verantwortung anderen gegenüber, bei Krankheit nicht zum Sport zu gehen. Dies kann besonders schwer für junge SportlerInnen sein. Denn es steht im Widerspruch zur traditionellen Kultur des Mannschaftssports, in der erwartet wird, zu jedem Spiel zu erscheinen, um „die Mannschaft nicht im Stich zu lassen“.
Es ist jedoch wichtig, hier einen Kulturwandel zu initiieren. So können Viruserkrankungen wie COVID-19 eingedämmt und gegebenenfalls sogar ein Übertrainingssyndrom oder eine Herzmuskelentzündung verhindert werden.
Dieser Artikel wurde geschrieben von Hanna Zimmel.