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Die Olympischen Winterspiele: Snowboard, Ski, Bob: Was waren die verletzungsanfälligsten Sportarten der letzten drei Spiele?
„Serious athletes come in two varieties: those who have been injured, and those who have not been injured yet.“ (Brown, 2005)
SportmedizinerInnen und PhysiotherapeutInnen stehen bei den diesjährigen Olympischen Winterspielen in China vor besonderen Herausforderungen. Neben den Anstrengungen zur Vermeidung einer Infektion mit dem Corona-Virus, gilt es die AthletInnen der verletzungsreichen Wintersportarten möglichst leistungsfähig und gesund zu halten und Verletzungen vorzubeugen.
Forschungsgruppen haben die vergangenen drei Olympischen Winterspiele analysiert und herausgestellt, wie viele und welche Verletzungen bei diesem sportlichen Großereignis in den jeweiligen Sportarten und insgesamt auftraten (Engebretsen et al., 2010; Engebretsen et al., 2015; Soligard et al., 2019).
Sports injuries and illnesses during the Winter Olympic Games 2010
Sports injuries and illnesses in the Sochi 2014 Olympic Winter Games
Sports injury and illness incidence in the PyeongChang 2018 Olympic winter games: a prospective study of 2914 athletes from 92 countries
Mithilfe der Nationalen Olympischen Komitees (NOCs), der jeweiligen medizinischen Teams sowie den lokalen behandelnden Kliniken der Austragungsorte wurden die Verletzungen und Erkrankungen der letzten drei Spiele systematisch erfasst. Zwischen 2.567 und 2.914 AthletInnen aus 82 bis 92 NOCs wurden in die Analysen eingeschlossen. Die Verletzungszahlen variierten zwischen den Spielen insgesamt zwischen 287 (11%) und 391 (14%). Im Laufe der verschiedenen Winterspiele haben sich ein paar der verletzungsreichsten Sportarten verändert. In den „Top 5“ der verletzungsträchtigsten Sportarten sind jedoch in allen drei betrachteten Winterspielen Snowboard Cross (26-35%) und Freestyle Ski Aerials (19-49%) vertreten. Zu den Sportarten mit der geringsten Verletzungsrate der Olympischen Winterspiele aller drei Austragungen gehören: Biathlon (1-7%), Cross Country Ski (3-8%) und Nordische Kombination (2-4%).
Bei den Olympischen Winterspielen im Jahre 2010 in Vancouver (Engebretsen et al., 2010) wurden insgesamt 287 Verletzungen dokumentiert. Das bedeutet, dass etwa 11% der AthletInnen mindestens eine Verletzung während der Olympischen Spiele erlitten. Frauen (13%) verletzten sich im Schnitt etwas häufiger als Männer (9%). In den Sportarten Snowboard Cross (35%), Bob (20%), Freestyle Ski Cross (19%), Freestyle Ski Aerials (19%), und Ice Hockey (18%) traten im Verhältnis die meisten Verletzungen auf. Absolut verletzten sich Athlet*innen am häufigsten im Eishockey (82), Alpin Ski (46) und beim Bobfahren (32). Die niedrigsten Verletzungsraten (unter 5%) gab es in den Nordischen Ski Sportarten (Biathlon, Cross Country Ski, Skispringen und Nordische Kombination) sowie beim Rodeln, Curling, Eisschnelllauf und Freestyle Buckelpiste.
In Sotschi wurden bei den Olympischen Winterspielen 2014 (Engebretsen et al., 2015) insgesamt knapp 400 verletzte AthletInnen erfasst. Dementsprechend waren ca. 14% aller SportlerInnen mindestens einmal verletzt während der Spiele. Relativ gesehen, waren Freestyle Ski Aerials (49%), Snowboard Slopestyle (37%), Snowboard Cross (34%), Freestyle Ski Slopestyle (31%) und Freestyle Ski Halfpipe (26%) die Sportarten mit den höchsten Verletzungsraten. Im Alpin Ski (65) und im Ice Hockey (52) wurden erneut in absoluten Zahlen die meisten Verletzungen dokumentiert. Die Sportarten mit den geringsten Verletzungsraten in Sotschi waren Nordische Kombination, Eisschnelllauf, Biathlon, Skispringen und Cross Country Ski (4-8%).
Die Verletzungshäufigkeiten der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang (Soligard et al., 2019) waren denen in Sotchi 2014 sehr ähnlich. Fast 380 verletzte AthletInnen (ca. 13%) wurden im Zeitraum der Winterspiele erfasst. Sehr ähnlich war auch die Liste der “Top 5” Sportarten mit den meisten Verletzungen: Freestyle Ski Halfpipe (28%), Snowboard Cross (26%), Freestyle Ski Cross (25%), Snowboard Slopestyle (21%) und Freestyle Ski Aerials (20%). Es gab wenige Unterschiede in der allgemeinen Verletzungsrate zwischen Männern und Frauen. In den Sportarten Rodeln (RR = 5,3) und Eishockey (RR = 1,7) hatten Frauen ein deutlich höheres Verletzungsrisiko, im Curling (RR = 0,1) und Eisschnelllauf (RR = 0,3) hingegen ein deutlich niedrigeres Verletzungsrisiko als Männer. Ähnlich wie in den beiden Winterspielen zuvor, waren auch hier die Sportarten mit den niedrigsten Verletzungsraten Nordische Kombination, Biathlon, Snowboard Slalom, Buckelpiste und Cross Country Ski (2-6%).
Dieser Artikel wurde geschrieben von Hanna Zimmel.
Literatur
Engebretsen, L., Steffen, K., Alonso, J. M., Aubry, M., Dvorak, J., Junge, A., ... & Wilkinson, M. (2010). Sports injuries and illnesses during the Winter Olympic Games 2010. British journal of sports medicine, 44(11), 772-780.
Soligard, T., Steffen, K., Palmer-Green, D., Aubry, M., Grant, M. E., Meeuwisse, W., ... & Engebretsen, L. (2015). Sports injuries and illnesses in the Sochi 2014 Olympic Winter Games. British journal of sports medicine, 49(7), 441-447.
Soligard, T., Palmer, D., Steffen, K., Lopes, A. D., Grant, M. E., Kim, D., ... & Engebretsen, L. (2019). Sports injury and illness incidence in the PyeongChang 2018 Olympic winter games: a prospective study of 2914 athletes from 92 countries. British journal of sports medicine, 53(17), 1085-1092.